Kanada 2001

Kanada 2001

Nachdem wir im Vorjahr mit Australien einen absoluten Knüllerurlaub hatten, war es schon etwas schwieriger dies zu toppen.

Um es vorweg zu nehmen, wir haben es geschafft.

Wir hatten bereits Teile des Ostens von diesem grandiosen Land kennen gelernt und konzentrierten uns jetzt natürlich auf den Westen.

Eine leise Vorstellung von der Landschaft haben wir bereits erhalten, als wir 1999 mit den Eltern in Washington waren.

Also, haben wir uns natürlich richtig gut vorbereitet, sofern das überhaupt geht. Schließlich soll dies unser 1. Wohnmobilurlaub werden.

Das Mobil nennen wir im weiteren Verlauf der Einfachheit halber „Büdchen“.

Wir haben Bücher gelesen, im I-Net geforscht, X Reiseberichte geschmökert, sogar ein Survivalbook haben wir studiert, damit wir nicht zu Bärenfutter werden oder dergleichen. In der Wildnis gibt es sicher Gefahren die für uns Städter schwer zu erkennen sind. Das Kapitel vom Umgang mit Krokodilen haben wir allerdings übersprungen.

Wir halten uns auf jeden Fall für super vorbereitet als wir am Mittwoch den 29. August 2001 endlich aufbrechen.

Der Flug geht am Nachmittag mit wenig Gepäck mit der Canada 3000 von Frankfurt nach Vancouver.

Die zehn Stunden im Flieger, waren leider nicht so toll, deshalb ging die Airline auch ein halbes Jahr später pleite.

Um 18.30 Uhr sind wir in Vancouver gelandet und sofort ins Taxi gestiegen.

Noch ganz benommen und steif von der Sitzerei werden wir von einem man höre und staune, wortkargen Inder, dessen einzige Vorliebe Duftbäumchen
zu sein scheinen, zur Büdchen-Rent-Station gefahren. Halb betäubt vom den mindestens 95 verschiedenen Duftnoten stehen wir nun Mutterseelen allein,

mitten im Industriegebiet. Es ist mittlerweile 8.00 Uhr abends und hier ist kein Schwein. Tür verschlossen. Tor offen. Jim, Jack oder Joe, von „Rent a Büdchen“ wusste das wir spät eintreffen, und so finden wir mittels Zeichen unsere künftige Behausung.

Drinnen ist alles was man so braucht. Ne Küche mit Backofen, Eisschrank mit Gefrierfach, Dusche, Klo, Waschbecken, Tisch, Couch und Alkoven zum schlafen. Alles eng und klein aber unser zu Hause für die kommenden 4 Wochen. Ein kleiner Willkommensgruß von Jim, Jack oder Joe sowie eine Pizza-Deleveri-Card. Ferner ein paar Lebensmittel, bestehend aus löslichem Kaffee, Cola und Chips. Wat willste mehr!!!

Nachdem wir alles ausgepackt und in erstaunlich große Fächer verstaut haben, bestellen wir ne Pizza. Wir telefonieren nach Hause und amüsieren uns darüber quasi ohne Auto und Futter mitten in der Pampa zu sitzen.

Nach 40 Min. trifft dann auch die Pizza ein. Mittlerweile ist es dunkel und wir sind müde. Der Alkoven sieht gemütlich aus, doch leider stellen wir fest das 2 Erwachsene Menschen hier unmöglich zusammen liegen können.
Die haben schlichtweg ne Ecke vom Schlafplatz für Stauraum genutzt, wo normalerweise der ein oder andere Fuß liegen müsste.

Ne, wat leev!!

Egal, denn schnell haben wir die Klappcouch parat gemacht und so haben wir beide wenigstens ausreichend Platz. Geschlafen haben wir wie die Bären, und sind am nächsten Morgen früh auf den Beinen.
Flux auf’s Klo, gewaschen und dann ein üppiges Frühstück, bestehend aus löslichem Kaffee an Chips. Welch göttlicher Start in den Tag.
Frisch und munter, keine Spur von Jetlag haben wir unser Büdchen genauestens inspiziert. Schon klasse, auf nem riesigen Parkplatz in Mitten von zig vereinsamten Büdchen im Industriegebiet. Die Wildnis Canadas?

Gegen 9.00 Uhr regt sich etwas um uns herum. So langsam trudeln die ersten Angestellten ein. Anmeldung erfolgt im Büro und wir kriegen einen ziemlich nuschelnden Althippie, zwecks Büdchenhandhabung im Allgemeinen und Besonderen, an die Seite gestellt. Trotz der 24 Brötchen im Maul, können wir ihn eigentlich ganz gut verstehen und bald haben wir die Funktionen kapiert.

Hoffentlich.

Tanken, Gas, Frischwasser auffüllen, Abwasser (Igitt) entleeren. Wie und wann und warum dieses oder jenes. Unser Abenteuer nimmt Gestalt an und wir sind voller Vorfreude. Aber auch sehr hungrig. Seit Wochen und Monaten freuen wir uns auf das gute und sehr reichhaltige Frühstück mit Eiern, Hashbrowns, Bacon and Ham und den Labbelskaffee, von dem man 10 Tassen trinken kann, ohne Herzklabaster. Wir fahren in die Stadt und suchen in der Nähe der Fähre einen Coffe-Shop. Während dies wirklich köstlichen Mahls, machen wir einen Einkaufsplan. Zunächst die Grundnahrungsmittel, wie Kartoffeln, Reis, Nudeln, Brot, Gewürze, haltbare Wurst, etwas Obst und Gemüse usw. usf. Aber das Wichtigste ist Bier. Das gibt’s hier in Hülle und Fülle und so packen wir literweise leckeres Molson’s in Dosen in den Einkaufswagen. Wirklich preiswert, doch wir wundern uns nicht, auch wenn es Alk in Canada ausschließlich nur in Liquor Stores gibt.

Die Lebensmittel verstaut, machen wir uns auf zur Fähre die um 14.00 Uhr nach Vancouver Island ablegt. Nach einer etwa 1,5 stündigen phänomenalen Überfahrt, bei so lala Wetter, durch etliche kleine Inselchen kurvend, erreichen wir die Hauptstadt von British Columbia – Victoria.Wir ahnen schon was hier landschaftlich auf uns zu kommt und lassen vor lauter Freiheitsdrang die Stadt links liegen. Aber lesen ist eine Sache, sehen und erleben ein andere. Uns fallen die Augen aus dem Kopf, denn hier greift sofort der Wald nach uns. Die Reise hat begonnen und es geht uns sooo gut.

Wir fahren den 1. Campground namens Goldstream an, welchen wir uns im Reise-Know-How ausgesucht haben und halten erst mal die Luft an. Wo soll man anfangen zu beschreiben. Riesige Mammutbäume, urige Vegetation. Der Stellplatz für’s Büdchen liegt mitten in einem uralten Wald.


Um uns herum stehen, so glauben wir, die ältesten und höchsten Bäume überhaupt. (Es gibt natürlich noch größere). Es kommt uns so vor, als wären wir ganz allein auf einem noch jungfräulich Planeten. Die paar Camper die hier noch rum stehen, sind nicht in unserem Blickfeld. Es gibt eine riesige Picknickbank und eine LKW-Felge, die wohl die Feuerstelle ist. Überall liegt Holz herum, welches man sich einfach nehmen kann um ein lustiges kleines Lagerfeuerchen zu machen.

So sind alle Campgrounds ausgestattet, so dass wir das später nicht mehr weiter ausschmücken.

But, how to do this? Womit machen wir das Holz klein? Wir haben keine Axt, dafür hat Guido jedoch sein allseits bewährtes Pfadfindermesser parat. Ungeahnte Kräfte entfalten sich als er sich daran macht, uns kunstvolle Holzscheite zu schnitzen. Zu schade um ins Feuer zu werfen.

Es sollte ab jetzt seine Passion werden. Es dauert ein wenig länger, aber hey Urlaub oder was?

Gemäß gerechter Arbeitsteilung bin ich für’s Kochen zuständig. Es gibt Steak, Kartoffeln und Salat. Das gibt’s ab jetzt immer, so dass wir auch dies künftig nicht weiter ausschmücken.

Das Feuer feuert vor sich hin. Das Essen ist klasse und wir sitzen hier vor unserem Büdchen mitten in im jahrtausende alten Regenwald. Nach der 4. Dose Bier wundern wir uns, dass wir außer vermehrtem Harndrang so gar keine Wirkung verspüren. Wir trinken und starren in den Wald, eildieweil ja jeden Moment ein Wolf oder Bär vorbeikommen könnte. Nein, wir sind immer noch nicht betrunken, denn wir haben und eigentlich sollten wir es verschweigen, tatsächlich Alk -freies Bier gekauft und zwar jede Menge. Alk im Supermarkt ist eben doch Fehlanzeige. Egal, dafür können wir ungehemmt drauflos saufen. Den Rest des Abends starren wir völlig verzückt ins Feuer und pinkeln alkfreies Bier in den Wald. Was für ein Leben!!

Das Feuer brennt langsam runter und wir werden müde. Die viele frische Luft, das sind wir halt nicht gewohnt. Oder macht alkfreies Bier müde? Man weiß es nicht.Mit den Vögeln werden wir wach und nach einem leckeren Frühstück, brechen wir auf zu unserem nächsten Ziel Port Alberni. Die Fahrt führt die ganze Zeit am Meer vorbei. Gegenüber ist das Festland und dazwischen tausende kleine zerklüftete Inselchen. Dank Reiseführer finden wir ziemlich schnell einen sehr schönen Platz im Cameron Lake Resort.

Hier ist schon etwas mehr los, allerdings steht das Wochenende bevor und die Natur liebenden Canadier machen sich auf zum Lachse angeln. Nachdem wir das Büdchen geparkt haben, machen wir uns auf, zu den Little Qualicum Falls. Ein kleiner Canyon mit Wasserfällen und Stromschnellen. Es steht schon jetzt fest, dass unser mitgebrachtes Filmmaterial nicht ausreicht.

Danach besuchen wir den Mac Millan Park mit uralten riesigen Douglas Fichten. Port Alberni ist bekannt für die große Papiermühle und so kommt man natürlich auf böse Gedanken. Wie lange wirde es diese wunderbaren Baumriesen wohl noch geben. Die Holzindustrie in Canada speziell in BC ist sehr mächtig. Aber weg mit den scheußlichen Gedanken. Darüber diskutieren wir wenn wir wieder zu Hause sind.

Am frühen Abend, sitzen wir wieder vor dem lieb gewonnenen selbst geschnitzten Lagerfeuer bei Steak, Kartoffeln, Salat und alkfreies Bier.

Wieder mal werden wir sehr schnell müde und fallen in die Kiste obwohl es noch nicht mal richtig dunkel ist.

Auch dieses Mal schlafen wir richtig gut.
Am 1. Sept. 2001 brechen wir früh und ausgeruht auf in Richtung Tofino, wo wir uns das Crystel Cove Resort zum Übernachten ausgesucht haben. Wegen Wochenende müssen wir uns beeilen um noch einen schönen Stellplatz zu ergattern.

Trotzdem halten wir unterwegs öfter an, weil man sich nicht satt sehen kann an diesem Fleckchen Erde. Wir unternehmen kleine Trips in die Wälder oder balancieren in irgendwelchen Bachläufen herum. Es scheint als haben sich die Petze die Straße als Klo auserkoren, denn überall liegt Bärenkacke. Die Haufen sind so groß, dass man sie schon von weitem erkennen kann. Lieber würden wir jedoch die Petze bei der Verrichtung beobachten. Spanner, wie wir sind!!

Wir kriegen nen schönen Stellplatz und machen uns gleich auf den Weg, die Umgebung zu erkunden. Es gibt hier mehrere kleine Indianerdörfer und der Regenwald grenzt direkt an den Strand. Wir wandern einen ca. 30. min. Trail durch dichten „Dschungel“. Obwohl viel Sonne ist hier alles nass. Überall gibt ein kleines Bächlein und es ist grüüüüün. Als wir den Strand erreichen, verschlägt es uns wieder mal den Atem. Dies ist so ziemlich der wildeste

Strand, den wir bis dato gesehen haben. Überall liegt Treibholz in bizarren Formen herum. Riesige Wurzeln und ganze Baumstämme kann man beklettern. Übrigens, sollte man Treibholz auf keinen Fall verbrennen, es sei denn man hat nix anderes und ist geruchsunempfindlich. Es stinkt wie Hundekacke. Apropos Hunde. Hier gibt’s sehr zu unserer Freude ein ganzes Rudel. Kunterbunt und verspielt laufen sie uns hinterher und wir würden sie am liebsten allesamt in den Rucksack packen. Wir fürchten jedoch das die

Ureinwohner etwas dagegen haben. Es ist wirklich unglaublich schön hier. Überall spielen Kinder, die uns freundlich anlachen, während die Erwachsenen uns nicht beachten. An einer Bude kaufen wir uns etwas zu trinken, aber auch die Bedienung schenkt uns wenig Aufmerksamkeit.

Am frühen Abend besuchen wir Tofino. Es ist wie gesagt Wochenende und dementsprechend ist es etwas voll. Sehr wahrscheinlich sind wir etwas menschenscheu geworden. Es ist trotzdem sehr schön hier. In einem kleinen Outdoor-Laden, kaufen wir eine kleine Axt für 10 Can$, die ab jetzt Guido’s Messer ersetzt.

Ab jetzt gibt es Feuer für Erwachsene, allerdings nicht mehr ganz so kunstvoll.

2.9.2001

Der nächste Morgen ist glasklar und wir starten zu neuen Abenteuern. Wir fahren nach Campell River, bekannt als Hauptstadt des Lachsfangs neben Port Alberni. Einen schönen Platz für’s Büdchen finden wir in Elk Falls Provincial Park mitten im Wald, umgeben von wundervollen Wanderwegen. Wir machen uns natürlich sofort auf die Socken und treffen eine nette alte Dame die uns nach der üblichen Unterhaltung, woher wir kommen usw., selbst erlegte Pfifferlinge schenkt. Da wir jedoch Stadtschisser sind und keine Ahnung von Pilzen haben, bedanken wir uns höflich und schmeißen die Pilze bei nächster Gelegenheit weg. So blöd sind wir heute Gott sei Dank nicht mehr.

Wir verlassen uns auf unser obligatorisches Abendessen, bestehend aus na??? Genau, Steak, Kartoffeln, Salat und Bier. Nein, es kommt uns noch nicht an den Ohren raus, denn inzwischen haben wir uns natürlich richtiges Bier gekauft. Die Abende am Feuer sind einfach schöner mit nem ordentlichen Schluck lecker Bier.

3.9. – Labour Day.

Wir machen uns auf nach Telegraph Cove, welches eines der Highlights dieses Urlaubs wird, denn hier gibt es Orcas. Schon die Fahrt ist recht spannend, denn die Straßen werden immer schlechter. Im Büdchen klappert’s gewaltig. Hoffentlich geht nichts zu Bruch.

Obwohl, eigentlich ist uns das egal. Mittlerweile haben wir den stressigen Alltag zu Hause hinter uns gelassen und sind ziemlich locker. Dennoch geraten wir völlig aus der Fassung als wir unseren ersten Weißkopf-Seeadler sehen.

Die Straße ist nun eigentlich nicht mehr vorhanden und so torkelt unser Büdchen mit uns zum Tofino eigenen Campground. Auch hier sind wir natürlich nicht allein. Viele Touris kommen in den Sommermonaten um die Orcas zu sehen. Nachdem wir das Büdchen geparkt haben, machen wir uns sofort auf den Weg in den Ort. Bunte klein Holzbuden, teils auf Stelzen ins Meer gebaut. Hier gibt es nur 12 ständige Einwohner, eildieweil es hier im Winter nicht sehr gemütlich sein soll. Bei Stubbs Charters melden wir uns sofort an, zu einer Whale-Watching-Tour für den nächsten Morgen. Der Ort ist

winzig uns schnell besichtigt. Überall liegen weiße Skelette von Walen herum und freundliche Sommereinheimische- so nennt man die Leute, die hier nur um Sommer wohnen, sind jederzeit bereit uns zu erklären, welche Art Wal und woher usw.

Im hiesigen, übrigens sehr urigen Stelzen-Pub trinken wir ein leckeres Kilkanny.

Man gönnt sich ja sonst nichts. Es kommen Wolken auf und es wird leicht kühl, doch mit unseren neuen warmen, Original-Jöppchen von Stubbs‘, kommen wir gut über die Runden.

Heute gönnen wir uns ein opulentes Mahl im Restaurant. Diese Abwechslung muss sein, weil unsere leckere abendliche Grillsession wegen Black-Flies ausfallen muss. Diese süßen kleinen Tierchen, schaffen es sogar durch Moskitonetze und fressen einen so ganz nebenbei auf. Die Stiche sind widerlich und das mitgebrachte viel gelobte Autan, mögen die besonders gern. Das heimatliche Mückenmittel haben wir wegen div. Fraßspuren am Körper bereits durch das hiesige eingetauscht. Es nennt sich Deep Woods und man sprüht es auf die Klamotten. Es wirkt, weil man so dermaßen stinkt, dass alle Blutsauger angewidert Abstand halten. Auch die eigene Nase hat nach ein paar Minuten die Nase voll und gibt diese Stinkinfo aus Protest nicht mehr ans Gehirn ab, worüber wir nicht wirklich traurig sind.

Gegen Abend beobachten wir noch eine Herde Deers, die hier recht zutraulich sind. Jedenfalls lassen die uns ziemlich nah rankommen.

Die können uns offensichtlich gut riechen.

Sehr früh am nächsten Morgen, machen wir uns nach dem Frühstück auf zum Hafen. Es ist bitterkalt und sehr zu unserem Schrecken neblig.

Unsere Kameras sind startklar und wir knipsen abwechselnd Weißkopfseeadler im Nebel.

Endlich geht es los und wir schippern ins Nichts. Um uns herum blöken Seeleoparden. Wir sehen immer noch nix.

Der Kapitän und eine Meeresbiologin lächeln uns aufmunternd zu. Offensichtlich muss das wohl so sein. Nach wenigen Minuten ist eine Orcafamilie geortet und alsbald sind wir umringt von diesen wunderbaren Tieren. Ein Mikrofon wird ins Wasser gelassen und wir nehmen Teil an einer gepflegten Unterhaltung unserer Gastgeber. Der Nebel verzieht sich und wir sehen ca. 30 Tiere angeführt von Oma-Orca. Die Jungs kreisen außen um die Herde sozusagen als Türsteher. Es handelt sich um so genannte Residens, was bedeutet, dass die hier quasi wohnhaft sind. Dann gibt es noch die Non-Residens, die wiederum wandern und weniger quatschen. Die Oma schwimmt mit ihrer Herde auf uns zu und wir dürfen stolz sein, denn die Schwertwale bestimmen, welches Boot sie besuchen. Die jüngeren Wale zeigen uns ihre Kunststücke. Ich kann mir ein paar Glückstränchen nicht verkneifen.

Nach gefühlten 10 Sek., in Wirklichkeit sind es 10 Minuten, haben die schwarz-weißen Riesen genug von uns und schwimmen zurück ins offene Meer. Ich will einen haben.

Zurück an Land, müssen wir uns zuerst im Pub bei einem oder zwei „einheimischen“ Kilkanny abreagieren. Da wir relativ schnell besoffen werden, was wohl an der Glückshormon-Überschwemmung liegt, bestellen wir uns als

Grundlage für ein weiteres Bier nen deftigen Burger, den ich dann von meiner Hose wegessen kann. Man muss ja auch nicht immer vom Teller essen, oder? Liegt es an den Endorphinen oder am Alkohol oder was auch immer?

Diesen Tag müssen wir noch mehr verinnerlichen als die Tage zuvor. Die Bierchen helfen da nicht sonderlich.

Am nächsten Tag überqueren wir die Insel nach Port Alice. Natürlich mal wieder Sägewerkidylle. Aber so ist das hier in BC. Auf Vancouver Island im Besonderen, arbeiten fast alle Menschen für die Holzindustrie. Schnell haben wir den Ort abgeklappert und finden etwas abseits einen wunderschönen Platz zum Campen direkt an einem wunderschönen See. Der Link River Campsite Campground liegt, wie soll es auch anders sein, mitten im Wald.

Unser Büdchen parken wir direkt am Wasser. Es regnet. Wir grillen, es gibt es riesige Brombeeren als Nachtisch. Die Sonne lässt sich doch noch mal blicken und haut uns den puren Kitsch nur so um die Ohren. Rot, pink und lila in allen Schattierungen spiegelt sie sich im See, eitel wie sie ist.

Auf den ungefähr 5 Mio. Fotos die wir beide machen, sieht das so unwirklich aus, wie es in Wirklichkeit ist.

Den Rest des Abends glotzen wir mal wieder stumm aber glücklich ins Feuer.

Uns mehrfach versichernd, dass es uns noch nie so gut gegangen ist, schlafen wir selig ein.

5.9.2001

Weiter nach Port Hardy.

Hier fahren wir den Quaste River Campground an und finden wieder einen schönen Stellplatz direkt am Fluss. Wir lassen ein wenig Alltag in unser Leben, indem wir Wäsche waschen. Fast alle Campgrounds verfügen über sehr saubere sanitäre Anlagen und Waschsalons. Der Tag geht schnell zu Ende, und unsere Klamotten sind sauber und trocken. Wir sehen den Lachsen zu, die nach Hause schwimmen und dank Deep Woods, können wir auch hier unser abendliches Stelldichein bei Bier und Feuer rund herum genießen.

Nachbarn kommen vorbei und man unterhält sich über dies und das und was man schon alles gesehen hat. Sie finden uns offensichtlich sehr sympathisch und bieten uns 1 Stück Geheimtipp an. Geheimtipp sind in Honig geräucherte Lachs-Nuggets von Hardy-Boys, die unglaublich gut schmecken.

Es ist ein wirklich kleines Nugget und wir müssen es uns teilen. Blöde Geizhälse, blöde. Am nächsten Morgen rasen wir mit dem Büdchen durch den Ort und suchen Hardy-Boys. Es ist ein kleiner Laden, ziemlich unscheinbar und versteckt. Wir kaufen ein, aber wie sich herausstellen sollte, leider viel zu wenig. Jedenfalls verstehen wir die Geizhälse jetzt ganz gut.

Den Tag verbringen wir mit Einkäufen, wobei es nicht ganz einfach ist Büdchen taugliches Klopapier zu kaufen. Einerseits muss das Papier einiges aushalten können, andererseits aber auch gut abbaubar sein. Und obwohl wir hier im Papierland schlechthin sind, scheint dies nicht wirklich zu klappen. Ist halt für’n Arsch, wird sich der gemeine Canadier denken.

Der nächste Morgen, es ist der 7.9. müssen wir wieder früh raus.

Die Fähre von Port Hardy geht pünktlich.

Wir haben schon am Vorabend eingecheckt um lange Wartezeiten zu umgehen, stehen aber dennoch in einer langen Schlange.

Egal, denn die Inside Passage nach Prince Ruppert soll einer der schönsten Urlaubserlebnisse sein, wenn man schönes Wetter hat.

Und wir haben schönes Wetter. Wir sind an Bord eines unglaublich großen Schiffes mit Namen Queen of North. Der Kapitän begrüßt die Tourimeute und los geht’s. Die Passage ist wirklich recht gut besucht und man muss, mindestens 6-8 Monate im Voraus buchen. Vor allem wenn man sein Haus mitnehmen will.

Mitten durch den Queen Charlotte Sound, teils Festland, teils unzählige Inselgruppen, begleiten uns Schweins- und Buckelwale, Streifendelfine und

immer wieder wandernde Lachse. Die Sonne scheint und die Passage zeigt uns ihre schönste Seite. Es ist bitterkalt an Deck. Aber hey, wir sind in der Nähe von Alaska. Also warm angezogen, glotzen und fotografieren was das Zeugs hält. Unterwegs passieren wir zwei kleine Dörfer, die vom Schiff so aussehen, als seien sie völlig von der Umwelt abgeschnitten. Die wenigen Menschen die es hier gibt, müssen sicher viel entbehren.
Und so glotzen wir bis die Sonne untergeht und wir durchgefroren,

das Innere der Fähre aufsuchen. Hier beginnt leider der langweilige Teil der Überfahrt, denn erstens dauert die Passage ca. 15 Stunden und zweitens, ist die Aussicht in der Dunkelheit( und zwar stockdunkel) einfach nicht mehr so schön.

Endlich erreichen wir Prinz Rupert mitten in der Nacht. Als wir das Schiff verlassen ist es schon sehr spät. Man kann sich in der Finsternis kaum orientieren. Genau wie die Überfahrt haben wir auch die Übernachtung auf dem Campingplatz in der Nähe de Hafens gebucht, da wir kaum in der Lage sind noch was zu suchen.

Am nächsten Morgen erledigen wir noch ein paar Einkäufe und versorgen das Büdchen. Prince Rupert lassen wir ansonsten so ziemlich links liegen und machen uns direkt auf nach Stewart an der Grenze zu Alaska. Der Weg dorthin führt durch Indianerland und die einzige Straße ist einspurig. Sollte uns ein Truck entgegenkommen, werden wir wohl entweder in den Fluss, ins Moor oder auf einen der Gletscher ausweichen müssen. Aber wir sind fast allein, bis auf den Schwarzbären der die Straße kreuzt. Endlich, unser 1. Bär und das am Bear Glacier hinter dem Bear River. Alles Bär.

Der Gletscher leuchtet blau in der Sonne. Wieder so ein Naturschauspiel.

In Stewart angekommen, stellen wir unser Büdchen auf dem Lions Rainy Creek Campground ab und gönnen uns ein leckeres Abendessen in einem kleinen nostalgisch eingerichteten Restaurant. Wir erfahren vom Inhaber, dass die Bären hier nachts über die Straße spazieren und das Leben hier nicht einfach ist. Man hält man zusammen.

Die nächst größere Stadt ist ziemlich weit entfernt, und daher fliegt man

mal kurz mit dem eigenen Flieger zum Einkaufen für alle. Die Winter sind hart und man achtet tunlichst darauf, dass einem die Vorräte nicht ausgehen. Falls doch, muss man sich eben beim Nachbarn durchfressen.

Wir finden das super. Die müssen ihr Leben noch wirklich planen und das nur mit den wichtigen Dingen. Alles andere ist nebensächlich.

8.9.2001

Früh brechen wir auf nach Alaska. Weit fahren müssen wir nicht, denn Hyder,

liegt unmittelbar neben Stewart. Es gibt nur eine Straße also auch nur einen winzigen Grenzübergang, der sogar zeitweise überwacht wird.

Heute ist niemand hier und so überqueren wir die Grenze nach USA und gewinnen eine Stunde. Hier gilt Alaska Time, gegenüber Pacific Time.

Hyder ist schnell erklärt, denn hier ist der Hund begraben. Fast eine Geisterstadt, wenn hier nicht um diese Jahreszeit ein paar Touris aufkreuzen würden. Über eine raue Schotterstraße geht es zum Fish Creek.

Im August und September ziehen hier riesige Lachse den Fluss hinauf, was

die eingeborenen Grizzlys sich nicht entgehen lassen.

Von einer Plattform lassen sich die Petze gut beobachten. Völlig ungestört von Touristen und Profifotografen ziehen sie den Lachsen das Fell ab.

Wir erfahren, dass unter der Haut der Fische das meiste Fett lagert. Der schlaue Bär weiß dies selbstverständlich und verschmäht das gute Filet. Die anderen Tiere finden das ziemlich nett und machen sich über die Rest her. Es ist unglaublich. Mehrere Bären angeln, tauchen und springen nach den Fischen unmittelbar vor unserer Nase. Während dessen landet ein Weißkopfseeadler um sich genüsslich über das verschmähte Filet herzumachen. Auf der anderen Seite des Flusses, angelt ein kleiner Schwarzbär (jetzt sieht man mal den Größenunterschied) an einem kleinen See. Man kann sich nicht satt sehen und viele Filme und noch mehr Fotos später erscheint Er. Der Obermacho Grizzly. Im Nu sind alle anderen Bären verschwunden und auch kein Adler ist in Sicht.

Vom Parkplatz her ertönt ein lautes Hupen. Einer der kleineren Grizzlys hat sich überlegt, ob er unterdessen den einen oder anderen Touri fressen kann. Für diesen Fall, haben die hier anwesenden Ranger lautes Gerät und natürlich auch Schusswaffen. Fast immer lassen sich die Petze jedoch vertreiben, wenn einer blöd rumhupt.

Wir haben noch einiges auf’m Plan und müssen daher weiter. Nicht ganz einfach. Am liebsten würden wir uns hier sofort ne Hütte bauen und den ganzen Tag Bären knuddeln. An der Grenze fotografieren wir noch die Alaska/USA und Canada/BC – Schilder( das gehört sich eben so) und schon sind wir wieder unterwegs.

Wir fahren denselben Weg zurück und doch kommt es uns so vor, als sehen wir die Gletscher zum ersten Mal. Smithers ist unsere nächste Station.

Das Bärenabenteuer beschäftigt uns nachhaltig. Dass wir das erleben durften. Es ist schon Nachmittag, als wir auf dem Tyhee P.P. Campground ankommen. Wieder mal keine Menschenseele hier. Es ist schon spät im Jahr und daher sind die meisten Plätze schon verlassen. Um diese Jahreszeit kann es ohne Probleme schon mal ein paar Meter schneien. Man entrichtet einen kleinen Obolus fürs Holz in einen Behälter und kann bleiben so lange man möchte. So etwas ist in Deutschland undenkbar. Die Knete geklaut und der Campingplatz verwüstet, so würde man das bei uns vorfinden.

Aber ein Glück sind wir jetzt hier und wir haben mal wieder Hunger. Es gibt Hotdogs all you can eat. Völlig überfressen rappeln wir uns auf, um wenigstens noch ein paar Meter zu laufen bevor wir uns dick und zufrieden in unser Nachtlager begeben. Es ist völlig unmöglich das bisher erlebte zu verarbeiten. Aber eines steht für uns beide fest. Falls wir es uns irgendwann einmal leisten können, wollen wir für den Rest unseres Lebens unterwegs sein.

Am 10.9. brechen wir auf nach Prince George. Nachdem wir etwas eingekauft haben, fahren wir entlang des Yellow Head River. Leider ist die Strecke ein wenig langweilig und so freuen wir uns über den wunderschönen am See gelegenen Campground Log House.

Die Inhaber sind Deutsche, aber das stört uns nicht. Hier soll es Elche geben, und daher suchen wir den ganzen Nachmittag das Seeufer mit und ohne Fernglas ab. Natürlich sehen wir keinen einzigen.

Das Land ist hier flacher als bisher und außer Wasser und Wälder gibt es nichts Aufsehen erregendes. Am Abend gönnen wir uns einen Brandy am Lagerfeuer, den Guido uns bei den Besitzern besorgt hat.

11.9.

Der Morgen fängt alles andere als geruhsam an. Beim Auschecken erzählt uns die Besitzerin ganz aufgeregt was von Krieg und New York liegt in Schutt und Asche. Sehr besorgt sehen wir zu, dass wir hier schnell wegkommen, denn wir glauben, dass die Einsamkeit der Frau doch sehr zu schaffen macht. Dennoch versuchen wir unterwegs nach Jasper etwas im Autoradio zu erfahren, doch außer einem „Jesus Lebt“ Sender haben wir keinen Empfang. Die Landschaft wird wilder, wir bewegen uns wieder auf die Rockys zu. Die Straße läuft schnurstracks geradeaus auf den Mt. Roben zu. Traumkulisse und wir lesen, dass dies einer der höchsten Berge der Rockys ist.

In Jasper angekommen ergattern wir fürs Büdchen einen schönen Platz im Whistler Campground , auf dem berühmten Icefield Parkway. Trotzdem es hier ziemlich voll ist, sind wir wieder ganz für uns. Es ist Brunftzeit und die

Waphitis lassen sich von uns Eindringlingen bei ihrem merkwürdigen Werbeverhalten nicht stören. Mit heraushängenden Zungen latschen die riesigen Männchen den Kühen hinterher und das mitten auf dem Campingplatz. Nicht ganz ungefährlich, denn die sind so groß wie ein Mittelklasse-Wagen.

Jasper selbst besticht durch seinen Gestank. Überall riecht es nach Essen und Frittenfett. Uns kommt es vor, als wären wir in der Großstadt obwohl sauber und gepflegt. Es wimmelt nur so von Fressbuden und Outdoorläden.

Sommers wie winters ist hier der Bär los. Tausende Touris fallen hier jährlich ein und sorgen für eine Atmosphäre, die wir nicht wirklich schätzen. Nach den hinter uns liegenden stillen Tagen, geht uns diese Hektik und der Geruch ganz schön auf die Nerven. Doch da müssen wir jetzt durch. In einem Laden mit SSV erstehen wir 2 dicke Wolldecken, denn die nächtlichen Temperaturen in den Rockys halten unsere Schlafsäcke leider nicht mehr aus. So bleibt es bei all dem Essensgeruch natürlich nicht aus, dass wir alsbald in ein Restaurant einfallen. Wie im Nachbarland, verfügt hier jede Bar über TV und so wird uns die Katastrophe um die Ohren gehauen. So ganz Unrecht hatte die vermeintlich

Durchgeknallte vom letzten Campground dann doch nicht. Wir können nicht erfassen, was wir hier erfahren und uns vergeht der Appetit.

Der Rest des Tages verläuft still und wir versuchen uns mit dem bisher Erlebten zu beschäftigen.

Am nächsten Tag erkunden wir die Gegend und besuchen als erstes den Postkarten- Maligne Lake. Wunderschön, jedoch von Touristen überlagert.

Daher ersparen wir uns die Boots-Tour und versuchen einige schöne Aufnahmen vom Ufer aus zu machen.

Als nächstes ist der Medicine Lake auf dem Programm, den wir wesentlich interessanter finden. Nicht ganz so malerisch gibt es hier jedoch die Besonderheit, dass hier das Wasser vom Maligne River, der vom Maligne Lake in den scheinbar abflusslosen Medicine Lake fließt, unter die Erde verschwindet und einige Kilometer weiter wieder auftaucht. Danach klettern wir in die Kalksteinschlucht des Maligne Canyon. Für Fußkranke nicht geeignet. Wir walken am Moose Lake Trail und spazieren am Beaver Lake, der wunderschön und vollkommen von den übrigen Touris links liegen gelassen wird. Auf dem Weg zum Campground, gelingen uns noch wunderschöne Bilder von Waphiti Riesen mitten auf der Straße. Wilde Ziegen umzingeln unser Büdchen. Ein Traumtag.

Es geht weiter Richtung Banff auf dem Icefield Parkway. Die Touri-Masse verläuft sich und das Gefühl von Freiheit und Einsamkeit stellt sich wieder ein.

Erst recht als uns bei traumhaft schönem Wetter endlich der lang ersehnte Elch quasi vors Büdchen läuft. Die Kamera griffbereit, fotografiere ich wie wild drauflos. Der Elch ist wenig beeindruckt und verschwindet nach wenigen Sekunden wieder im Wald. Egal, wir haben ihn endlich gesehen und jede Menge schwarze Fotografien. Blödsinniger Weise habe ich in den

Deckel vom Objektiv geknipst und de einzigen Bilder die wirklich was geworden sind, sind in unseren Köpfen.

Unterwegs besuchen wir die Athabasca Falls und den Athabasca Glacier, die ebenfalls Attraktionen am Icefield Parkway darstellen. Es erschreckt uns zu sehen, wie deutlich die Klimaerwährmung ihre Spuren hinterlässt. Innerhalb weniger Jahre, ist das Eis um mehrere Meter zurückgewichen. Das macht uns zwar ein wenig traurig, trotzdem können wir es uns nicht verkneifen auf dem Gletscher rumzulaufen. Diese Gelegenheit bekommen wir so schnell nicht wieder.

Im Banff Nat. Park angekommen, finden wir im Mosquito Creek Campground wieder einen wunderschönen Platz fürs Büdchen.

Die Stadt Banff lassen wir zu größten Teil links liegen, denn hier knubbeln sich wieder die Touristen. Kein Wunder, denn der Banff Nat. Park ist der meistbesuchte und beliebteste Nat. Park Canada’s.

So fahren wir direkt zum Lake Louis und staunen nicht schlecht, denn mal abgesehen von den Menschenmassen, ist das Panorama grandios. Die Berge, die Farbe des Wassers, ein riesiges Chateau und wenn’s die vielen Menschen nicht geben würde, wäre es märchenhaft. Relativ schnell ergreifen wir die Flucht. Es ist so voll, dass man auf der Stelle trampelt. Nicht unser Ding. Darum machen wir uns auf, zum nächsten und eigentlich noch viel schöneren Moraine Lake. Die Fahrt ist wieder mal ziemlich holprig und

geht steil nach oben. Aber was wir hier zu sehen kriegen, verschlägt uns für kurze Zeit die Sprache. Diese Kulisse ist so ziemlich das Unwirklichste und kitschig-schönste war wir jemals gesehen haben. Schade, dass das auch andere Leute so sehen. Die sollen doch alle abhauen. Manno!!

Dennoch, ganz so voll wie am Lake Louise ist es hier nicht. Außerdem hat man hier nicht so gewütet und um den See herum alles der Natur überlassen. Im Gegensatz zum Lake Louise, läuft man hier den Leuten davon und kann an manchen Uferstellen ganz alleine sein. Großartig.

Die Farbe des Wassers kann man eigentlich nicht wirklich beschreiben. Je nach Sonnenstand, wechselt es von grelltürkis bis tintenblau und das innerhalb weniger Minuten. Jedes Mal wenn man auf den See blickt, sieht er anders aus. Wir können uns gar nicht satt sehen. Ein kleines Streifenhörnchen, welches völlig hingerissen auf einem Felsvorsprung sitzt und auf den See starrt, ist wohl derselben Meinung. Hier scheint selbst die Tierwelt von der Schönheit begeistert zu sein. Es fällt uns schwer, aber am Nachmittag machen wir uns vom Acker in Richtung Yoho Nat. Park.

Im Kicking Horse Camp Ground kommen wir unter und begeben uns direkt zur nächsten Sehenswürdigkeit den Takakkaw Falls. Wir haben Glück, dass unser Büdchen nicht allzu groß ist, denn der Weg zu den Falls besteht größten Teils aus sehr engen Serpentinen, die manchmal nur durch abwechselndes Vor-und Rückwärts rangieren zu passieren sind. Hoffentlich kommt uns keiner entgegen. Ein kleiner Trail führt zu den Fällen, die sich in mehreren Stufen 284 m in die Tiefe stürzen. Der Dauerregenbogen macht das Ganze mal wieder zu einer kitschigen Postkartenidylle. Zurück am Kicking Horse besichtigen wir das nächste Schauspiel, welches wohl einzigartig auf der Welt ist. Gemeint sind die Spiral-Tunnels. Man hat, um das Gefälle im Tunnel zu vermeiden, spiralförmige Tunnel in die Berge gesprengt, in dem die extrem langen Züge einen Bogen von 270 grad fahren. Von einem View-Point kann man beobachten, wie ein Zug von einem Tunnel in den anderen verschwindet. Jedoch sieht man völlig verschiedene Teile des Zuges.

Der Zugführer sieht beim Austreten aus dem Berg, das Ende seines Zuges nur wenige Meter gegenüber in den Berg hineinfahren. Absolut irre.

Am Abend gehen wir mal wieder aus. Direkt am Campground gibt es ein nettes Lokal. Lagerfeuer muss trotzdem sein und so sitzen wir mal wieder schweigend da und lassen den Tag mit einem grandiosen Sonnenuntergang ausklingen.

Wir bleiben noch einen weiteren Tag am Kicking Horse und besuchen den Emerald Lake. Eine seltene Felsenbrücke mit Namen Natural Bridge überquert man direkt am Eingang der Straße zum See. Auch hier erscheint die Farbe des Wasser mal wieder ziemlich unnatürlich. Ein 5 km langer Pfad führt uns rund um den See. Das Wetter ist traumhaft und wir haben das Gefühl uns mal abkühlen zu müssen. Der See ist jedoch leider arschkalt weil von Gletschern gespeist und wir verkeifen uns das.

Den Rest des Tages gönnen wir uns etwas Entspannung und genießen unser obligatorisches Grillmenu am Kicking Horse River. Die Rockys glühen und der Tag geht zu Ende.

Unser nächster Stopp ist der Glacier Nat. Park mit über 400 Gletschern.

Das Büdchen parken wir im Illecilleweat Campground. Von hier aus machen wir uns auf den Weg zum Asulkan Glacier nicht ohne uns beim hiesigen Ranger vorgestellt zu haben. Die legen sehr viel Wert darauf, falls jemand verloren geht. Die Touristenströme scheinen wir Gott sei Dank hinter uns gelassen zu haben und so wandern wir stetig bergauf. Der Walk ist traumhaft und die Aussicht erst. Nach gefühlten 10 Std.- eigentlich waren es nur zwei, haben wir zumindest die Hälfte geschafft. Den Gletscher erreichen wir an diesem Tag nicht mehr, denn dafür braucht man etwas mehr Power und Zeit.

Außerdem schlägt in dieser Jahreszeit das Wetter extrem schnell um. Genug der Ausreden. Wir lassen uns auf einem Felsvorsprung nieder und lassen die

Kulisse auf uns wirken. Es gibt hier Bären, insbesondere Grizzlys, die sich jedoch höchst wahrscheinlich angewidert von uns entfernen. Trotzdem ist Vorsicht geboten und dem Rat des Parkrangers folgend, steigen wir lärmend vom Berg runter. Zur Belohnung für diesen ausgesprochen schönen und anstrengenden Walk gibt des am Abend Burger und wir schlagen uns am Feuer die Plauze voll. Wir lieben es und wollen immer so leben.

Bevor wir uns am nächsten Tag auf machen nach Revelstoke, wandern wir noch ins Asulkan Valley, wo wir wieder völlig alleine unterwegs sind. Aber leider wird das Wetter schlecht.

Der Mount Revelstoke Nat. Park wird von den meisten Touris links liegen gelassen, was uns jedoch sehr entgegen kommt. Leider kommt uns auch ein Gewitter entgegen und weil es hier auch keinen Campingplatz gibt, beschließen wir, eine Nacht im Motel zu verbringen und mal wieder etwas Wäsche zu waschen. Schnell merken wir, wie blöd wir sind. Wie kann man das gemütliche Büdchen bloß eintauschen mit nem ordinärem Motelzimmer. Wir essen schlecht, wir schlafen schlecht und das Wetter ist auch schlecht. Das erste Mal auf dieser Reise.

Am nächsten Tag scheint die Sonne wieder und wir versprechen unserem Büdchen es nachts nicht mehr allein zu lassen. Wir durchfahren den Park und halten hier und dort an um zu fotografieren zu pinkeln oder zu essen.

Langsam ändert sich die Landschaft. Unsere Reise führt uns fort von den Rocky Mountains runter ins Okanagan Valley. Das Land und das Klima ändern sich drastisch. An einem kleinen idyllischen See machen wir ein kleines Picknick. Es kommt uns so vor, als wären wir plötzlich und unerwartet in einem vollkommen anderen Land. Es wird immer wärmer und es geht immer bergab. An den Straßen wird überall Obst und Gemüse angeboten. Es ist Herbst – Erntezeit.

Wir finden nach langer Fahrt endlich einen schönen Platz im Fintry P.P. direkt am Okanagan Lake. Es ist hier ziemlich voll und die Leute erzählen uns, dass das Valley quasi die Kurztrip bzw. Urlaubsgegend des gemeinen Canadiers ist. Abends am Feuer wird es wieder gemütlich, denn direkt neben uns spielt einer Bluesgitarre. Den Blues haben wir irgendwie auch, denn wir haben nicht mehr viel Urlaub übrig. Wenn wir nicht den vollen Rappel kriegen und einfach immer weiter fahren (wie wir gerne möchten), müssen wir in Bälde wieder nach Hause fliegen. Bäh!!!

Der nächste Tag führt uns weiter durch die Kornkammer Canadas- so nennt man das hier, und irgendwie könnte das hier auch Californien oder Mexico sein. Im Ernst, das hier ist irgendwie nicht das Canada was wir fast 4 Wochen bereist haben.

Die Fahrt wird etwas langweilig. Ein kleines Highlight ist die Überquerung eines Flusses mittels Büdchen-Fähre.

Der nächste Campground den wir ansteuern liegt am Vaseux Lake. Hier  ist es rappelvoll und nicht nur wegen der Leute ziemlich laut, denn der Campingplatz liegt zwischen See und Straße. Das hier, ist nicht so ganz unser Ding, drum fahren wir morgen weiter.

20.9.

Richtung Manning suchen wir uns im schönsten Park am Lightning Lake einen

Platz. Die Landschaft hat sich sehr zu unserem Gefallen wieder verändert. Es gibt wieder Wald, Wald Wald, wenn auch ohne Berge. Kann es sein, dass wir verwöhnt sind?

Wir haben einen schönen Stellplatz umgeben von diebischen Vögeln.

A und B-Hörnchen betteln uns aus vollem Herzen um unsere Vorräte an. Offensichtlich sind die Tiere in diesem Park gewohnt von Touris gefüttert zu werden und obwohl hier überall „Dont‘ feet animal wild-life“ Schilder stehen, hält sich wohl keiner daran. Wir auch nicht.

Es gibt ein wenig Regen, was uns jedoch nicht abhält die Gegend zu erkunden.

Der nächste Tag ist wieder mal wie geschaffen für Abenteuer und so walken wir rund 9 km um den See. Als wäre das nicht genug körperliche Aktivität, gönnen wir uns am Nachmittag noch die lang ersehnte Fahrt mit einem Indianerkanu.

Bisher haben wir dies naserümpfend abgelehnt, sind die Gewässer in den Rockys doch ein wenig zu kalt. Hier jedoch empfinden wir das Risiko als nicht ganz so hoch. Sollten wir uns wirklich blöd anstellen und kentern, sterben wir jedenfalls nicht durch erfrieren. Das Paddeln macht Spaß, jedoch nur zu Beginn.

Schon bald schmerzen die Arme. Der Abend kommt schnell und es wird ziemlich kalt. Heute gibt’s kein Lagerfeuer. Wir bleiben im Büdchen, kochen uns ein scharfes Chili con Carne, zwecks Feuer von innen und spiel Karten.

Wir schlafen lange und brechen am 22.9. auf nach Vancouver.

Auf dem Weg zum Ende unserer Tour fahren wir durch das Städtchen Hope.

Es hat von sich Reden gemacht, weil hier ein Teil der Rambo-Reihe gedreht wurde. Es gibt jedoch außer Touristen nicht wirklich viel zu sehen.

Weil das Wetter so traumhaft ist, beschließen wir im Kilby P.P. direkt am Ufer des Fraser Rivers das Büdchen abzustellen. Wir lassen uns die Sonne auf den Pelz brennen und beobachten die vorerst letzten Lachse „Live on Stage“.

Abends grillen wir Hamburger, die uns jedoch angesichts des unmittelbar bevor stehenden Ende unsere Urlaubs kummervoll im Magen liegen.

Dieser Meinung ist auch unsere in Tofino erstandene Axt, die an diesem Abend bei unserem letzten Lagerfeuer einfach dahingeht.

Kaum zu glauben, hat sie uns doch treu gedient und bis zum letzten Hieb auf mehr oder weniger trockenes Holz, ihre Arbeit zu unserer vollsten Zufriedenheit erledigt.

Ziemlich bedrückt rollen wir am 23.9. los Richtung Vancouver. Für die letzte Übernachtung ist der Cariboo-RV-Park in Burnaby vorgesehen. Das liegt ca.

15 km vor Vancouver. Hier gibt es eine RV-Waschanlage in der wir unser Büdchen auf Vordermann bringen. In Badesachen, die wir bisher nicht einmal gebraucht haben und mit Putzzeug bewaffnet, wird unser kleines zu Hause auf Vordermann gebracht. Ein letzter Check ob wir etwaige Schäden hinterlassen haben (haben wir aber nicht). Absolut vorbildlich können wir das Büdchen, den nächsten Urlaubern überlassen (Schweine).

Am Abend gibt es Pasta und die restlichen Vorräte verschenken wir an Camper, die ihre Tour gerade jetzt in umgekehrter Richtung beginnen.

Wir hassen sie.

Die letzte Nacht in unserem fahrbaren Häuschen, echt zum heulen.

Es hat uns warm gehalten uns überall hingebracht. Es hat nicht mal gezickt angesichts, der Strapazen, die wir ihm auferlegt haben. Egal wie groß die Haufen waren (Insider).

Da sind wir wieder, am Anfang unserer Tour im Industriegebiet bei der Büdchen-Verleih-Station. Nach kurzer Inspizierung erhalten wir unseren Koffer und ein Taxi, mit indischem Chauffeur und gerochene 1,4. Millionen Duftbäumchen, bringt uns ins Ramada-Hotel Down-Town Vancouver.

Von hier aus können wir alles zu Fuß erledigen und Vancouver hat wirklich viel zu bieten. Kein Wunder, denn diese Stadt zählt zu den schönsten der Welt.

Wir gönnen uns einen Rundflug mit einem Wasserflugzeug über die Stadt.
Guido darf ins Cockpit und strahlt übers ganze Gesicht. Auch dann noch als das Armaturenbrett zu qualmen beginnt und der Pilot uns erklärt das sei völlig normal. Na gut, widmen wir uns der großartigen Aussicht. Nicht die schlechteste Gegend.

Da wir nicht abgestürzt sind, suchen wir uns am Abend ein nettes Lokal in der Nähe des Hotels. Neidvoll beobachten wir einige Touris, die so aussehen, als stehen sie am Anfang ihrer Reise. Das Essen schmeckt nicht und wir sind ziemlich mies drauf. Da wundert es nicht, dass wir nach 4 Wochen den ersten Streit haben, kaum das einer von uns die Fernbedienung des TV in den Händen hält.

Offensichtlich sind wir von der Zivilisation überfordert.

25.9. Abflugtag.

Der Flug geht um 18.00 Uhr. Wir haben also viel Zeit.

Noch ein wenig Sightseeing und ein paar Einkäufe, dann machen wir uns gegen 15.00 Uhr mit indischem Chauffeur auf den Weg zum Flughafen.

Betäubt vor Kummer oder Duftbäumchen, wahrscheinlich beides, steigen wir in den Flieger, der uns planmäßig nach Köln bringt.

26.9.

Daheim schmeißen wir das Gepäck in die Ecke und ersaufen in der nächsten

Kneipe unseren Frust.

27.9.

Jetlag Frust und Kater!!!

Wir sind nicht mehr dieselben